Peter Nowak empfiehlt in einem Telepolis-Artikel vom 30.7. unter dem vielversprechenden Titel «Beyond Corona: Und wenn die Normalität gar nicht gut war?»1: «Es wäre schon viel gewonnen, wenn es gelänge, die Autoren von “Der Erreger” mit (Thomas) Ebermann ins Gespräch zu bringen. Sie sollten gegeneinander argumentieren, streiten und polemisieren. Das wäre auch ein Zeichen der Hoffnung, dass Menschen, die teilweise über Jahre gemeinsam gegen die realen Deutschen Verhältnisse angeschrieben haben, sich zumindest noch etwas zu sagen haben, wenn sie in einer wichtigen Frage zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.»

Kaum jemand der notorischen TP-Forennazis in den Kommentaren drunter hat den Artikel gelesen (heutzutage das übliche Dauerkommentierer*innen-Vorgehen) und so kommentieren sie wie gewohnt wild gegen die Linken. Worum geht es? Nowak bezieht sich ausdrücklich auf die selbst anonym publizierte Kampfschrift «Alle reden vom Virus. Wir nicht. Flugschrift gegen das Schweigen der Ideologiekritik zu Corona.»2 - eine Kampfschrift von einer rechtsradikalen Abspaltung vom rechten Rand der Bahamas-Antideutschen. Vielfach verlinkt ist in den Literaturverweisen der Bahamas-notorische Rechtsantideutsche Thomas Maul (also wohl der Autor), daneben u.a. Magnus Klaue, langjähriger Bahamas-Chef Justus Wertmüller, nicht fehlen dürfen zwei der prominentesten Corona-Profiteure im Pandemieleugnerbusiness, Boris Reitschuster und Gunnar Kaiser. Am Anfang der Literaturliste steht programmatisch Alexander «Fliegenschiss» Gauland als Aushängeschild des offen rechtsradikalen «Flügels» der AfD.

Nowak beschreibt ihr Kampf-Anliegen gegen die Bahamas-Redaktion3 in folgenden Worten: [Dass sie] «der Bahamas vorwerfen, nicht stark genug gegen die Corona-Maßnahmen zu mobilisieren.» Diese äusserst vage Formulierung ist dem Umstand geschuldet, dass sie sich auf diesen weit weniger missverständlichen Abschnitt aus der Kampfschrift bezieht: «Die Masken müssten weggeschmissen, die Verhaltensregeln abgeschafft, die Ladenschließungen zurückgenommen, sämtliche Maßnahmen müssten aufgehoben werden, die Angst müsste aus den Köpfen wieder getilgt werden und bedingungslos, wie das Zauberwort heißt, müssten diejenigen Kräfte unterstützt werden, die gegen den Lockdown arbeiten. Wer das nicht einfordert, und sich nicht gleichzeitig Gedanken zu deren praktischer Bewerkstelligung macht, hat sich als Kritiker selbst aufgegeben und macht sich mitschuldig an der Abschaffung der verbliebenen bürgerlichen Freiheiten.»

Die kursive Hervorhebung von «bedingungslos» steht genau so im Original und muss nur wenig decodiert werden: Sie selbst zitieren als Kronzeugen für ihr Anliegen vom rechtsradikalen Flügel der AfD Alexander Gauland: «Keine Rede darf nunmehr davon sein, wenn Alexander Gauland der einzige Politiker im Bundestag ist, der eine in der Sache zutreffende Kritik an der jüngsten Reform des Infektionsschutzgesetzes vorbringt, in der er in polemischer Absicht von„Ermächtigungsgesetz“ spricht, weil die Regierung darauf abzielt, missliebigen Gerichtsentscheiden vorzubeugen und den Ausnahmezustand potentiell zu verewigen, indem der Lockdown an ganz und gar unhaltbare PCR-Test-Ergebnisse gebunden wird. Fällt doch ein Wort dazu, dann nur um politisch korrekt herumzunörgeln, dass „Ermächtigungsgesetz“ auf fatale Weise den NS zitiere und der verrückten, aber irrelevanten Stilisierung von Querdenken zu den Juden von heute gleichkomme.»

In decodierten Worten: Die Forderung an die Bahamas-Redaktion lautet absolut unmissverständlich und unzweideutig: Wer nicht freundschaftlich-produktiv zusammen mit vom Verfassungsschutz als solche identifizierten und beobachteten Drecknazis, also Reichsbürger, Identitäre Bewegung (Martin Sellner), NPD, Sezession (Götz Kubitscheck), Compact (Jürgen Elsässer) alles bekämpft, was diese Nazis als «links» verorten und so als «Feind» identifizieren, versündigt sich nicht nur gegen die Adorno-Zitate im Text, sondern ist schon jetzt Carl Schmitt’ianisch schuldig gesprochen als Feind der «verbliebenen bürgerlichen Freiheiten».

Dass dieser erbitterte Kampf auf einer naturwissenschaftlichen Lüge beruht, wird gar nicht verheimlicht, sondern ist bewusst Programm: «Nur wenn keinerlei Zugeständnisse an das Corona-Regime gemacht werden, d.h. nur wenn die Kritik der Pandemie strikt von dem Standpunkt aus vollzogen wird, dass es keine Pandemie gibt, wäre es möglich, die kaum zu Bewusstsein tretende Gewalt sichtbar zu machen, die die Individuen in ungekanntem Maße sich selber antun.»

Doch auch die so angegriffene Redaktion Bahamas führt nach wie vor seiner Wahlniederlage Wahlkampf für Donald Trump, macht in dermassen vielen Artikeln Werbung für «Fox News», dass man annehmen kann, es handele sich dabei um bezahlte Produktplatzierung - nur ergreift die Bahamas-Redaktion im Allgemeinen und Justus Wertmüller im Besonderen nicht wie gefordert «bedingungslos» für Alexander «Fliegenschiss» Gaulands AfD-«Flügel» Partei, sondern unterstützt ihn aus der Sicht der Flugschrift-Autoren bloss zu verdruckst.

Diese selbst positionieren sich vorgeblich als klassische Querfront, also im Sinne von: Nur durch offen fördernde Zusammenarbeit mit bekennenden Nazis ist die kritische Masse gross genug, um den Corona-Wahnsinn zu stoppen - diese Querfront ist jedoch nur Schein, die Entschiedenheit der Forderung nach Nazi-Inklusion beweist, dass es sich um eine formal auf Adorno-Zitaten gegründete rechtsradikale Deutsche Nazi-Einheitsfront handelt, für die sie «bedingungslos»(!) einstehen.

Und Peter Nowak empfiehlt dem Linken Thomas Ebermann in dieser Situation allen Ernstes(!): «Sie sollten gegeneinander argumentieren, streiten und polemisieren. Das wäre auch ein Zeichen der Hoffnung, dass Menschen, die teilweise über Jahre gemeinsam gegen die realen Deutschen Verhältnisse angeschrieben haben, sich zumindest noch etwas zu sagen haben, wenn sie in einer wichtigen Frage zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.»

Mit Adorno die Nazis als Hoffnungsträger der Nation zu verkaufen - so eine Aussage passiert einem Nowak nicht aus Versehen, anders als die ihn nach wie vor als «Linken» bekämpfenden TP-Forennazis unter seinem Artikel hat er die von ihm promoteten Kampf-Texte auch gelesen und identifiziert sich mit diesen informiert. Individuell verantwortlich für ihre Nazi-Propaganda sind sie alle in jedem Fall. Dass diese Nazis den Konvertiten Peter Novak nie wirklich als «einen der ihren» anerkennen werden, er selbst aber niemals mehr von Linken auch nur in ihrer Nähe geduldet werden wird, ist seine persönliche Tragik.

Quellen

  1. Peter Nowak: Beyond Corona: Und wenn die Normalität gar nicht gut war?
    https://www.heise.de/tp/features/Beyond-Corona-Und-wenn-die-Normalitaet-gar-nicht-gut-war-6151294.html 

  2. Alle reden vom Virus. Wir nicht. Flugschrift gegen das Schweigen der Ideologiekritik zu Corona.
    http://www.magazinredaktion.tk/docs/alle_reden_vom_virus.pdf 

  3. Bahamas
    http://redaktion-bahamas.org/